Brix
Lang Lang Kurz hat gesagt: "Das wichtigste ist der Titel."

Er hat damit nicht den Doktor- oder Ingenieurstitel gemeint, sondern den Namen eines Kabarettprogramms. Vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen, ist das eine verwerfliche Einstellung, von einem reellen Blickwinkel aus betrachtet, hat er recht.

In "Megaplexx 2 - Die besten Stellungen" begeben wir uns auf eine äußerst skurrile Reise. Schauplatz ist ein Bahnhof. Da Zugsfahrpläne am Schreibtisch gemacht werden und daher nur in der Theorie funktionieren und auf Anschlusszüge heute sowieso nicht mehr gewartet wird, ergeht es dem Protagonisten - Toni Katletz, kurz ToniK - wie vielen anderen Reisenden auch: Er muss warten. Weil ToniK also jetzt Zeit hat und ohnehin in der Angst lebt, dass ihm die Gedanken ausgehen, macht er sich ständig neue. Wenn man sich aber andauernd Neues zulegt, wird irgendwann der Lagerraum platzen, also muss man etwas hergeben. Oder zumindest teilen. Ein Kompromiss mit dem ToniK leben kann. Und so teilt er sich mit. Und zwar einem Menschen, den er aufgrund höherer Fügung "zufällig" am Bahnhof trifft: seinem früheren Therapeuten.

Er erzählt von einer Reise. Einer Suche nach den 6 besten Stellungen. Dass es dabei zu interessanten Begegnungen und Erfahrungen kommt, ist weniger eine Frage des Zufalls, sondern eher die Antwort des Dogmas, wie ein gutes Kabarettprogramm zu sein hat.

So lernt er, neben einer Reihe schräger Vögel, wie dem Harmonikaspieler Harry, der ihn die perfekte Zungentechnik und das optimale Verhältnis zwischen Saugen und Blasen lehrt, oder den Banker Ackermann, der Probleme mir seiner Katze "Europäisch-Kurzhaar" hat, weil sie ihm nach Lust und Laune in die Wohnung pinkelt und er deshalb, verzweifelt und frustriert, das Schalterpersonal durch Automaten ersetzt, auch den Buschmann Ndale kennen, der ihm seine Sicht auf die zivilisierte Welt erklärt, nachdem er in Paris Welthandel studiert hatte und mit großer Klarheit in die Savanne zurückgekehrt war.

Ndale sagt: "Der Weiße stammt nicht vom Affen ab, sondern von der Spinne. Um überleben zu können, müsst ihr Menschen fangen. Ihr müsst sie für euch interessieren, um sie in euer Netz zu bekommen. Ob ihr sie dann aussaugt oder eine Kooperation mit ihnen eingeht, ist lediglich eine Frage der Wirtschaftlichkeit, selten auch der Ethik."

Ndale spricht von den Medien. Er spricht von Headlines und Bildern, die uns einfangen und uns den Eindruck EINER Realität liefern. Nur wer sich die Mühe macht, auch die Kolumnen zu studieren, mit anderen zu vergleichen und zwischen den Zeilen zu lesen, wird entdecken, dass es VIELE Realitäten gibt.

Man kann sie auch gänzlich weglassen, die Zeitungen, das Radio, das Fernsehen und sich dem Selbst widmen, den inneren, unbeeinflussten Empfindungen und bloß gelegentlich die eigene Haut verlassen, um die Hecke zu schneiden oder den Partner zu beglücken. Aber reicht uns das?

Wer sich in diesem Programm vom Werner Brix also ein Best of des Kamasutras erwartet, hat nur den Titel gelesen und in Schublade eins gelegt. In "Megaplexx 2 - Die besten Stellungen" geht es um Menschen und Macht und ihre witzigsten Auswüchse.