Buddenbrooks
Do., 06. Nov. 2008 19:30 @ Theater in der Josefstadt , Wien
Informationen
John von Düffel nach Thomas Mann
Buddenbrooks
Österreichische Erstaufführung
Premiere: 25. September 2008
Spieldauer: ca. 2 Stunden 50 Minuten, eine Pause
„Buddenbrooks", der erste Roman von Thomas Mann, erschien 1900 und brachte ihm 1929 den Nobelpreis
für Literatur.
Zwei Stichworte waren für die Romanbearbeitung entscheidend. Das erste lautet: „Werte“. Wie
kein zweiter beschreibt Thomas Mann in den „Buddenbrooks“ die Geschichte einer bürgerlichen
Struktur: ihrer Prinzipien und Zwänge, ihres Überlebenskampfes und ihrer Zerstörung. Die „
Buddenbrooks“ sind weit entfernt davon, ein nostalgischer Abgesang auf großbürgerliche Zeiten zu
sein, sie sind eine sehr genaue Untersuchung bürgerlicher Werte, ihrer Leistungs- und
Lebensfähigkeit, ihrer äußeren Intaktheit und inneren Aushöhlung. In Zeiten des allseits beklagten
Werteverfalls gibt es kaum ein relevanteres Werk.
Das zweite Stichwort lautet: „Ökonomie“. Das ökonomische Denken beherrscht nicht nur das
Leben der Firmenchefs von Anfang bis Ende, alle Familienmitglieder sind Teil des großen
Buddenbrookschen Rechenwerks. Die Interessen der Firma stehen über den Glücksvorbereitungen, den
Interessen und Träumen des Einzelnen. Sie alle müssen sich dem Diktat des Geldes nicht nur
unterordnen, sondern das ökonomische Denken mit seinen Gesetzen und Grenzen zu ihrem eigenen
machen, es verinnerlichen. Die Sorge um das Firmenkapital, der Ehrgeiz seiner Vermehrung und die
Angst vor dem Verlust dominieren das Reden und Handeln in der Familie. Es gibt kaum ein
literarisches Werk von Rang, das die Verzahnung von Geld und Geschick, von Biographie und Ökonomie
so deutlich zeigt, es gibt kaum eine unerbittlichere Geschichte vom Kaufen und Verkaufen in einer
wirtschaftlich turbulenten, sich schnell verändernden Zeit. Umgekehrt vollzieht sich aber auch der
Abstieg eines Traditionsunternehmens ebenso rasant. Wann war die Geschichte dieses ökonomischen
Überlebenskampfes und seiner menschlichen Opfer aktueller als jetzt?
John von Düffel
„Wir sind nicht dafür geboren, was wir mit kurzsichtigen Augen für unser eigenes, kleines,
persönliches Glück halten, denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende
Einzelwesen, sondern wie Glieder einer Kette, und wir wären, so wie wir sind, nicht denkbar ohne
die Reihe derjenigen, die uns vorangegangen sind.“
Thomas Mann, Buddenbrooks
Buddenbrooks
Österreichische Erstaufführung
Premiere: 25. September 2008
Spieldauer: ca. 2 Stunden 50 Minuten, eine Pause
„Buddenbrooks", der erste Roman von Thomas Mann, erschien 1900 und brachte ihm 1929 den Nobelpreis
für Literatur.
Zwei Stichworte waren für die Romanbearbeitung entscheidend. Das erste lautet: „Werte“. Wie
kein zweiter beschreibt Thomas Mann in den „Buddenbrooks“ die Geschichte einer bürgerlichen
Struktur: ihrer Prinzipien und Zwänge, ihres Überlebenskampfes und ihrer Zerstörung. Die „
Buddenbrooks“ sind weit entfernt davon, ein nostalgischer Abgesang auf großbürgerliche Zeiten zu
sein, sie sind eine sehr genaue Untersuchung bürgerlicher Werte, ihrer Leistungs- und
Lebensfähigkeit, ihrer äußeren Intaktheit und inneren Aushöhlung. In Zeiten des allseits beklagten
Werteverfalls gibt es kaum ein relevanteres Werk.
Das zweite Stichwort lautet: „Ökonomie“. Das ökonomische Denken beherrscht nicht nur das
Leben der Firmenchefs von Anfang bis Ende, alle Familienmitglieder sind Teil des großen
Buddenbrookschen Rechenwerks. Die Interessen der Firma stehen über den Glücksvorbereitungen, den
Interessen und Träumen des Einzelnen. Sie alle müssen sich dem Diktat des Geldes nicht nur
unterordnen, sondern das ökonomische Denken mit seinen Gesetzen und Grenzen zu ihrem eigenen
machen, es verinnerlichen. Die Sorge um das Firmenkapital, der Ehrgeiz seiner Vermehrung und die
Angst vor dem Verlust dominieren das Reden und Handeln in der Familie. Es gibt kaum ein
literarisches Werk von Rang, das die Verzahnung von Geld und Geschick, von Biographie und Ökonomie
so deutlich zeigt, es gibt kaum eine unerbittlichere Geschichte vom Kaufen und Verkaufen in einer
wirtschaftlich turbulenten, sich schnell verändernden Zeit. Umgekehrt vollzieht sich aber auch der
Abstieg eines Traditionsunternehmens ebenso rasant. Wann war die Geschichte dieses ökonomischen
Überlebenskampfes und seiner menschlichen Opfer aktueller als jetzt?
John von Düffel
„Wir sind nicht dafür geboren, was wir mit kurzsichtigen Augen für unser eigenes, kleines,
persönliches Glück halten, denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende
Einzelwesen, sondern wie Glieder einer Kette, und wir wären, so wie wir sind, nicht denkbar ohne
die Reihe derjenigen, die uns vorangegangen sind.“
Thomas Mann, Buddenbrooks
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